Mit Flandern 1302 versucht Queen Games das Thema mittelalterlicher Zünfte spielerisch umzusetzen. Ohne eine Zunft war zu dieser Zeit für arbeitende Handwerker nicht viel zu holen. Sie boten in aller Regel gesicherte Einkünfte in ausreichender Menge, Konkurrenzfähigkeit, Absicherung im Alter und auch fachliche Anerkennung.
In sechs Städten bauen die Spieler Gebäude von Zünften in Stadtviertel und versuchen eine Vormachtstellung zu erreichen. Auch die Kirche baut mit. Sie besetzt Bauplätze, wertet aber eine Stadt auch auf, d.h. es gibt mehr Punkte. Eine neutrale Zunft ist auch im Spiel, deren Gebäude von allen Spielern gebaut werden können.
Doch eigentlich ist jeder Spieler für eine Zunft verantwortlich, deren Gebäude er in erster Linie baut, um die Vormachtstellung zumindest in einigen Städten zu erringen, denn das bringt Siegpunkte. Doch wie funktioniert das im Einzelnen? Zunächst zieht der Startspieler eine "goldene" Karte, sieht sie sich an, legt sie aber zunächst verdeckt beiseite. Diese Karte wird erst am Ende der laufenden Runde aufgedeckt und ggf. ausgeführt.
Jeder Spieler verfügt über einen Satz Karten, von denen jede eine bestimmte Aktion erlaubt. Da können Stadtviertel mit Gebäuden bebaut werden, bereits in vorangegangenen Runden ausgespielte Karten zurück auf die Hand gelangen, Einfluss auf die Spielreihenfolge genommen werden usw.
Eine dieser Karten wählt jeder Spieler verdeckt aus, anschließend wird aufgedeckt. Normalerweise beginnt der Startspieler und von diesem ausgehend kommen die übrigen Spieler im Uhrzeigersinn an die Reihe. Wer aber Einflusskarten zusammen mit seiner Aktionskarte ausgespielt hat, der kann diese "normale" Spielreihenfolge verändern, sich soz. vordrängeln. Derjenige, der nämlich die meisten Karten ausgespielt hat, kommt zuerst zum Zug, bei Gleichstand greift dann wieder das Uhrzeigerprinzip vom Startspieler aus gesehen.
So kommen alle Spieler an die Reihe und führen ihre durch die ausgespielte Karte gewählte Aktion durch, der Startspieler führt noch die Aktion der "goldenen" Karte aus, wechselt und eine neue Runde beginnt. Beim Stadtbau ist zu beachten, dass das neue Stadtviertel an mindestens ein bereits errichtetes Viertel angrenzen muss (alle Stadtviertel müssen zusammenhängen) und dass keine Stadtviertel der gleichen Zunft aneinandergrenzen dürfen.
Jedesmal wenn eine Stadt voll bebaut wurde oder feststeht, dass dort nicht weiter gebaut werden kann, wird diese Stadt gewertet. Jede Stadt hat einen gewissen Wert, der sich aus der Anzahl der bebauten Stadtviertel ergibt. Dabei zählen mit Zünften bebaute Viertel einfach, Kirchenstadtviertel doppelt und Stadtviertel mit Dom sogar dreifach.
Diesen Stadtwert erhält der Spieler mit der Mehrheit an Stadtvierteln dort. Evtl. auftretende Gleichstände werden in normalerweise durch vorhandene Zunftmeister aufgelöst. Die übrigen Spieler, also der mit den zweitmeisten Stadtvierteln erhält schon deutlich weniger Punkte (aufgerundete Hälfte) von diesem Stadtwert usw. Im schlimmsten Fall gibt es gar keine Punkte.
Zu guter letzt wird am Ende einer Runde die Aktion der "goldenen" Karte ausgeführt. Hier kann nochmal ein Stadtviertel der neutralen Zunft oder der Kirche errichtet werden, manchmal kommt auch ein Dom ins Spiel.
Sobald die letzte Stadt gewertet ist, erhält der Spieler der mit den Einflusskarten am sparsamsten war drei Sondersiegpunkte und schon steht der Sieger fest.
Flandern ist ein klassisches Mehrheitenspiel. Es ist zwar ganz nett, bringt aber nicht viel Neues und das Altbewährte, das Erreichen von Mehrheiten, gibt es in anderen Spielen wesentlich besser (z.B. El Grande). Dafür spielt es sich deutlich flotter als manches seiner "Konkurrenten" und das ist sicher für die eine oder andere Zielgruppe ein Pluspunkt.
Vielen Dank an Queen Games für das Rezensionsexemplar!
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