Nichts Geringeres als die mehrere tausend Kilometer lange chinesische Mauer zu bauen und dabei mehr Ruhm als die Mitspieler zu erringen ist das Ziel der Mitspieler im Knizia-Spiel "Die chinesische Mauer". In mehreren Bauabschnitten gibt es unterschiedlich wertvolle Ruhmesplättchen zu gewinnen doch man kann nicht überall mitmischen und die wertvollen Ruhmesplättchen sind natürlich besonders heiß umkämpft.
Abhängig von der Mitspielerzahl gibt es eine unterschiedliche Anzahl an Bauabschnitten. Für jeden Abschnitt werden zwei Ruhmesplättchen aufgedeckt und so platziert, dass daneben noch die Spielkarten mit den Mauerabschnitten der Spieler Platz finden, denn diese Karten mit ihren Werten stellen letztendlich die Bemühungen eines Spielers im betreffenden Bauabschnitt dar und legen fest, welcher Spieler am meisten zum Fortschritt beigetragen hat.
Allen Mitspielern steht der genau gleiche Kartensatz zur Verfügung, der gut gemischt als Nachziehstapel vor den Spielern liegt. Mit Fünf Handkarten gehen die Spieler den Mauerbau an. Wer am Zug ist prüft zunächst, ob die Summe der Werte seiner Karten bei einem der Bauabschnitte höher ist als die aller Mitspieler. Ist das der Fall, hat der aktive Spieler ein Ruhmesplättchen gewonnen. Liegen noch beide Plättchen bei diesem Bauabschnitt, darf ein Ruhmesplättchen ausgewählt werden, das auf eine der eigenen dort abgelegten Karten gelegt wird. Erst wenn auch das zweite Ruhmesplättchen vergeben wurde, darf auch das erste Plättchen verdeckt vor dem Spieler abgelegt werden und zählt bei der Endabrechnung.
Bei der Bestimmung der Mehrheiten ist zu beachten, dass von den Kartenwerten eines Spielers ein evtl. zuvor gewonnenes Ruhmesplättchen in Abzug gebracht werden muss. D.h. hat man ein Plättchen mit dem Wert 2 auf seinen Karten liegen, die insgesamt den Wert 5 ergeben, so beträgt der aktuelle Wert dort nur noch 3.
Sobald an einem Bauabschnitt beide Ruhmesplättchen vergeben wurden, landen die Karten der Spieler auf dem Ablagestapel und die Ruhmesplättchen verdeckt vor den entsprechenden Spielern. Zwei neue Ruhmesplättchen werden aufgedeckt und bilden den Beginn eines neuen Bauabschnitts.
Als zweite Aktion muss ein aktiver Spieler entweder eine Karte oder mehrere identische Karten an einen Bauabschnitt anlegen oder stattdessen eine Karte von seinem Nachziehstapel aufnehmen. Diese Aktion wird ein weiteres Mal durchgeführt, dann kommt der nächste Spieler zum Zug.
Die Karten haben unterschiedliche Werte und zum Teil auch Sonderfunktionen, mit denen man versucht bis zum nächsten eigenen Zug bei einem Bauabschnitt mit möglichst wertvollen Ruhmesplättchen den höchsten Gesamtkartenwert zu erreichen. Dabei ist immer sehr gut zu überlegen, ob und wieviele Karten man einsetzt, denn Nachziehen darf man immer nur eine Karte pro Aktion die man nicht für das Ausspielen von Karten verwendet. Da sind die fünf Startkarten auch mal sehr schnell verbraten und man ist zum Zuschauen verdammt, bis man wieder genug Karten auf der Hand hat um sinnvoll eingreifen zu können. Andererseits wer keine Karten ausspielt, kann keine Mehrheiten erreichen und gerät beim einen oder anderen Bauabschnitt ins Hintertreffen. Ein echtes Dilemma bei jeden Zug und es gilt immer die im Moment beste Aktion zu erkennen und zu wählen.
Mit einigen Sonderfunktionen der Karten lassen sich die Mehrheitsverhältnisse an wichtigen Bauabschnitten ordentlich durcheinanderbringen. Ein Reiter beispielsweise darf ausgespielt werden ohne dass dies eine Aktion "kostet". Krieger sind effektiver, je mehr von ihnen am selben Bauabschnitt tätig sind so ist ein einzelner Krieger 1 Punkt wert, der zweite 2 der dritte 3 usw., vorausgesetzt sie werden am gleichen Bauabschnitt eingesetzt. Die Adeligen sind am gemeinsten, mit ihnen kann man alle am gleichen Bauabschnitt ausgespielte Karten auf den Wert 1 reduzieren, egal wie hoch die Werte eigentlich sind. Doch auch der Drache ist nicht zu unterschätzen, erlaubt er doch das Überdecken einer bereits ausgespielten Karte und erhöht so nicht nur den eigenen Punktewert am Bauabschnitt sondern kostet einem Konkurrenten auch noch eine Karte, im günstigen Fall sogar noch eine Hochwertige.
Sobald das letzte Ruhmesplättchen vergeben wurde endet das Spiel sofort, hat ein Spieler alle seine Karten ausgespielt hat naht das Spielende zumindest schon mal. Im letzteren Fall dürfen die anderen Spieler noch einmal einen Zug mit Kartenausspielen machen, anschließend werden nur noch Wertungen durchgeführt, bis das nicht mehr möglich ist.
Die chinesische Mauer ist ein kleines Spiel mit großem Thema und taktischem Tiefgang. Zwar ist Kartenglück bei der Startkartenhand und beim Nachziehen im Spiel aber in erster Linie dürfte derjenige gewinnen, der die aktuell beste Zugoption (Ausspielen oder doch lieber Nachziehen) wählt. Im Vorteil ist dabei natürlich derjenige, der sich gut merken kann, welche Karten schon gespielt sind und daher gut einschätzen kann, wer an einem Bauabschnitt noch gefährlich werden kann und wer nicht.
Vielen Dank an Kosmos für das Rezensionsexemplar!
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